»Ich komme seriös«, sagte ich. »Wie steht's mit dem weiblichen Arbeitsmarkt, Erna?« Ich fuhr zu Lenz ins International. Es war fast leer. In einer Ecke saß Fritzi mit ihrem Freund, dem Kellner Alois. Sie stritten miteinander. Gottfried saß mit Mimi und Wally auf dem Sofa neben der Theke. Er war reizend mit beiden, auch mit Mimi, dem armen alten Geschöpf. Neben ihr Rittmeister Graf Orlow, russischer Emigrant. Eintänzer, Kellner, Filmkomparse, Gigolo mit grauen Schläfen, wunderbarer Gitarrespieler. Betete jeden Abend zur Mutter Gottes von Kasan um eine Stellung als Empfangschef in einem mittleren Hotel. Weinte leicht, wenn er betrunken wurde. Nächste Tür. Frau Bender, Krankenschwester in einem Säuglingsheim. Fünfzig Jahre alt. Mann im Kriege gefallen. Zwei Kinder 1918 an Unterernährung gestorben. Hatte eine bunte Katze. Das einzige. »Kommen Sie da denn um die Zeit noch 'rein?« fragte er.
Jetzt verstand ich endlich. »Sie können wirklich nicht? Den ganzen Abend nicht?« fragte ich. Sie lachte. »Das darfst du nicht. Deine Ehre als Motorenfachmann erlaubt das nicht. Du mußt geschickt sein.« Sie ergriff den Henkel einer Kanne. »Willst du Tee oder Kaffee?« »Brauchst nicht rot zu werden. Hast ganz recht. Wollte, ich könnte es auch.« Wir kamen in die ruhigen Straßen der Vororte. Der Wind wurde stärker. Er schien die Nacht vor sich her zu treiben. An einem großen Platz, um den rundherum kleine Häuser in kleinen Gärten schliefen, hielt ich den Wagen an.
Ich nickte ihm zu und hob ebenfalls mein Glas. »Nee«, erwiderte Frida, und die Schadenfreude leuchtete ihr nur so aus dem Gesicht. Blumenthal sah mich merkwürdig an. »Interessenten sind noch keine Käufer.« »Halt den Schnabel, die Situation ist ernst«, schrie ich hinunter. »Otto, wieviel kann ich äußerst vom Preis nachlassen?«